knowledge-hub header

Alternative Zahlungen auf dem Vormarsch: Der POS digitalisiert sich

Mit dem Smartphone zu zahlen, ist beliebt. Und Kund*innen sind auch alternativen Zahlungskonzepten wie Invisible Payments nicht abgeneigt. Doch wie sehen solche Alternativen am POS eigentlich aus?

13.05.2022
6 min

Das Bezahlen im Geschäft hat sich in den letzten zwei Jahren deutlich verändert. Angetrieben von der Pandemie haben Zahlungsmöglichkeiten wie das kontaktlose Bezahlen am POS mit Karten oder dem Smartphone an Bedeutung gewonnen. Der POS digitalisiert sich dadurch zunehmend. Die ECC Payment-Studie Vol. 26 zeigt: Das kontaktlose Bezahlen ist inzwischen sogar im sonst sehr bargeldfreundlichen Deutschland wichtiger als Münze und Schein geworden. 65 Prozent der befragten Kund*innen gaben an, kontaktlos zu zahlen. Das Smartphone ist dabei das neue Portemonnaie geworden. Händler*innen haben den Digital-Shift am POS erkannt und bieten zu 70 Prozent Contactless Payment an. Aber nicht nur solche Zahlungsverfahren sind in den Fokus von Konsument*innen und Händler*innen gerückt. Neue, alternative Zahlungskonzepte beginnen, sich am POS zu etablieren.

Alternative Zahlungskonzepte am POS – welche gibt es?

Dazu gehören etwa Kassenszonen, die ohne klassische Kassen auskommen. Auch Kassenpersonal ist dafür nicht (zwingend) notwendig. Bisher kennen Kund*innen und Händler*innen vor allem Self-Checkout-Kassen als alternatives Payment am POS. Gerade große Handelsketten, überwiegend im Lebensmitteleinzelhandel, setzen zunehmend mit Self-Checkout-Kassen auf eine neue Form des Payments. Mittlerweile gibt es aber auch andere Alternativen, die meist noch in Pilotprojekten getestet werden. Die ECC-Studie bietet interessante Erkenntnisse über ihre Einsatzorte und das Nutzungsverhalten.

1. Self-Checkout-Kasse

Self-Checkout-Kassen bestehen aus einem gewohnten Kassenterminal. An ihm scannen Kund*innen selbst ihre Produkte ein und bezahlen dann am Terminal – per Karte, kontaktlos oder in Bar. Self-Checkout-Kassen sind bereits verbreitet und auch beliebt: Rund drei Viertel der Konsument*innen haben laut ECC-Studie schon einmal eine solche genutzt. Neben dem klassischen Self-Checkout-Kassenterminal bieten einige Retailer aber auch andere Formate an, die unter dem Sammelbegriff „Self-Scanning" zusammengefasst werden.

2. Self-Scanning in verschiedenen Formaten

Beim Self-Scanning stehen Kund*innen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung – je nach Händler*in. Am verbreitetsten sind dabei Self-Checkout-Kassenterminals mit Handscanner, sogenannte SB-Kassen. Weniger verbreitet und bekannt sind bisher dagegen Self-Scanning-Optionen mit Handscanner und dem anschließenden Bezahlen per App oder Scan & Go-Konzepte, bei denen Kund*innen ihre Produkte direkt mit dem Smartphone scannen und via App zahlen. Scan & Go wird derzeit von acht Prozent der Konsument*innen genutzt, wie aus der ECC-Studie hervorgeht.

3. Mobile Kassen

Mobile Kassen beschreiben Payment-Möglichkeiten, bei denen Verkäufer*innen im Geschäft mit Tablet oder Smartphone direkt bei der Beratung auch die Bezahlung von Produkten vornehmen können, wenn sich Kund*innen für diese entscheiden. Ein gesondertes Anstellen an einer Kasse ist damit nicht mehr notwendig. Mobile POS-Lösungen finden sich heute beispielsweise häufiger bei Stores von Telekommunikationsanbietern.

4. Kassenlose Geschäfte mit Pick & Go-Konzepten

Kassenlose Geschäfte könnten die Zukunft des Payments im stationären Handel erheblich verändern. Derzeit befinden sich Pick & Go-Konzepte in verschiedenen Pilotprojekten im Test. Dabei gibt es zwei unterschiedliche Ansätze: Pick & Go mit Sensoren-Tracking und Pick & Go mit RFID-Chips. Beim Sensoren-Tracking loggen sich Kund*innen beim Betreten und Verlassen eines Stores mit einer App ein und aus. Kameras und Sensoren an Regalen registrieren die Waren, die Kund*innen entnehmen. Verlassen diese das Geschäft, wird der Zahlungsvorgang bequem per App anhand der Registrierungen ausgeführt.

RFID-basierte kassenlose Geschäfte nutzen spezielle Codes, mit denen Artikel versehen werden. Kund*innen registrieren sich wieder per App beim Betreten des Ladens und können ganz einfach ihre gewünschten Produkte einkaufen. Am Ausgang werden die Artikel in einer speziellen Checkout-Zone automatisch gescannt und die Bezahlung per App ausgelöst.

Alternatives Payment findet Anklang

Alternativen zur herkömmlichen Kasse – welche Vorteile können sich Händler vorstellen?

0 1 2 3 4 5
0 1 2 3
%

Schnellerer Checkout für Kund*innen

0 1 2 3 4
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9
%

Kosteneinsparungen

0 1 2 3 4
0 1 2 3 4 5 6
%

Entlastung des Kassenpersonals

0 1 2 3 4
0 1 2 3 4 5 6
%

Mehr Umsatz

Die alternativen Zahlungskonzepte am POS stoßen bei Konsument*innen und Händler*innen laut ECC-Studie auf großes Interesse. Die Gründe liegen nahezu auf der Hand. Für Kund*innen wird der Einkauf schneller, einfacher und bequemer. Mehr als jede*r zweite Kund*in sieht in einem schnelleren Zahlungsprozess einen deutlichen Vorteil. Für Retailer sind Einsparpotenziale 49 %), Entlastung des Kassenpersonals (46 %) sowie die Verbesserung der Customer Experience (46 %) und ein angenehmerer Checkout-Prozess für Kund*innen (53 %) ausschlaggebende Faktoren, sich mit alternativem Payment am POS zu beschäftigen.

In der ECC-Studie zeigt sich: Rund die Hälfte der Händler*innen interessieren sich für den Einsatz von Self-Checkout-Kassen und die verschiedenen Formen des Self-Scannings. Ähnlich sieht es für kassenlose Geschäfte und mobile Kassen aus. Über ein Drittel der Händler*innen sind diesen Konzepten zugeneigt. Auf der Seite der Konsument*innen beziffert die Studie bereits eine rege Nutzung von Self-Checkout-Kassen und Handscannern in Kombination mit einem Self-Checkout-Kassen-Terminal. Zudem können sich mehr als vier von zehn Kund*innen vorstellen, kassenlose Geschäfte auszuprobieren. Der Trend geht damit in Richtung Invisible Payments.

Invisible Payments: Die nächste Stufe der POS-Zahlungen?

Pick & Go für kassenlose Geschäfte gehört zu den Konzepten für Invisible Payments. Dabei handelt es sich um „unsichtbare Transaktionen", für die Kund*innen weder Portemonnaie noch Smartphone zücken müssen. Der Gang zur Kasse ist nicht notwendig. Für Zahlungen registrieren sich Kund*innen auf einer Plattform – etwa der App des Stores – und hinterlegen dort ihre Zahlungsinformationen. Beim Verlassen des Stores werden, abhängig vom zugrundeliegenden Konzept, Artikel automatisch erfasst und die Zahlung in der App ausgelöst.

Bisher sind Invisible Payments noch in der Testphase. Allerdings zeigt die ECC-Studie deutlich, dass kassenlose Geschäfte für Kund*innen und Händler*innen von großem Interesse sind. Und das vor allem für Einkäufe des täglichen Bedarfs. Der Wunsch von Konsument*innen, schnell, einfach und bequem im Geschäft einkaufen zu können, treibt die Entwicklungen von Invisible Payments an. Für Händler*innen bedeutet das: Sie sollten die aktuellen Trends bei Invisible Payments verfolgen und gegebenenfalls ihrer Kundschaft selbst anbieten. Denn letzten Endes profitieren nicht nur Kund*innen von der schnellen, neuen Form der Zahlung, sondern auch Händler*innen.

Über die ECC Studie:

Die ECC Paymentstudie Vol. 26 nimmt das Smartphone als Shopping- und Bezahltool unter die Lupe und bietet (Online-)Händlern eine umfassende Informationsgrundlage über aktuelle Entwicklungen der Zahlungsverfahren in den jeweiligen Zielgruppen. Sie dient als Entscheidungshilfe für die strategische Gestaltung und Abstimmung des eigenen Paymentangebots.

Für die Studie wurden im Januar 2022 in Summe 2.000 Konsument*innen aus Deutschland befragt. Darüber hinaus wurde ebenfalls im Januar 2022 eine Umfrage unter 241 deutschen Händler*innen (online, Multi-Channel und stationär) durchgeführt. Die Studie ist damit die einzige Untersuchung am Markt, die das Thema Payment sowohl von Konsumenten- als auch von Händlerseite beleuchtet und damit einen umfassenden Einblick in das Thema ermöglicht.